Neckar-Odenwald-Kreis. Die Coronapandemie hält das Land seit knapp einem Jahr in Atem, nichts ist wie vorher. Medizinerinnen und Mediziner sowie alle im Gesundheitswesen Beschäftigten kämpfen seit Monaten unermüdlich gegen das Virus an. Die Lage auf den Intensivstationen ist ernst und trotzdem gibt es Menschen, die das Coronavirus leugnen. Die Einführung des neuen Impfstoffs macht Hoffnung, stößt vielerorts jedoch auf Skepsis. Zu einem virtuellen Austausch mit dem Chefarzt der Neckar-Odenwald-Kliniken Dr. Harald Genzwürker, dem langjährigen Europaabgeordneten und Hausarzt Dr. Thomas Ulmer sowie dem  Gesundheitspolitiker der CDU Landtagsfraktion Stefan Teufel MdL, hatte Minister Peter Hauk MdL vergangene Woche Interessierte aus der Bevölkerung eingeladen um über die aktuelle Coronalage zu diskutieren.

Gerade in den beiden Wochen vor Weihnachten habe die Pandemie den Neckar-Odenwald-Kreis schwer getroffen. Mit Inzidenzwerten knapp unter der Marke von 400 gehörte der ländlich gelegene Landkreis sogar zu den traurigen Spitzenreitern in Baden-Württemberg. Die in den vergangenen Tagen gesunkenen Inzidenzwerten sind für Dr. Harald Genzwürker noch kein Anlass zur ausgelassenen Freude: „Die Lage in den Neckar-Odenwald-Kliniken ist nach wie vor ernst, die Intensivstationen sind voll. Die Bevölkerung darf sich trotz des Rückgangs in den vergangenen Tagen nicht in falscher Sicherheit wiegen. Weder Schnelltests noch die Feiertage haben das Virus vertrieben, eher haben diese beiden Faktoren dazu beigetragen, dass das Virus bei einigen Infizierten sogar unerkannt blieb“, mahnt Genzwürker. Ähnliches berichtet der in Neckarelz praktizierende Hausarzt Dr. Thomas Ulmer: „Wir stehen immer noch mitten in der Pandemie. Es braucht weiterhin das Zutun jedes Einzelnen, den Respekt vor dem Virus und vor allem die Geduld der Menschen“, so Ulmer.

Eben solche Geduld sei auch gefordert, wenn es um den Impfstoff geht, fügt der ebenso zugeschaltete Landrat Dr. Achim Brötel an. Der Kreis habe alle Hausaufgaben gemacht, wenn es um das Kreisimpfzentrum geht. Einzig warte man noch auf den Impfstoff. Im ehemaligen Obertorzentrum in Mosbach sollen ab dem 22. Januar 2021 Impfungen möglich sein. Trotzdem mahnt der Landrat, dass alles seine Zeit brauche. „Selbst wenn der Impfstoff in Fässern vorhanden wäre würde es knapp ein Jahr dauern bis der Landkreis durchgeimpft wäre, viel wichtiger sei es so schnell wie möglich in die dritte Stufe der Impfphase zu kommen, nämlich dass Hausärzte mit einem geeigneten Impfstoff unkompliziert eine breite Masse impfen könnten“, so Brötel.

Und genau daran arbeite man seitens des Landes und Bundes mit Hochdruck, bestätigt Stefan Teufel als Fachpolitiker der CDU-Landtagsfraktion, wenn es um Gesundheitsfragen geht. Der gute Kontakt zwischen dem Land und den Landkreisen gebe Sicherheit und zeige, wie höchst motiviert alle Beteiligten, in dieser noch so schwierigen Situation, bei der Sache sind. Geht es nach Minister Peter Hauk müsse die Zeit bis zum Eintreffen des Impfstoffs genutzt werden, um bekannte Fehler oder Koordinationsschwierigkeiten abzustellen. „Bekannte und eigentlich ganz simple Probleme wie solche bei der Terminvergabe zur Impfung dürften ab dem Start der Kreisimpfzentren wenn überhaupt nur noch äußerste Seltenheit sein“, fordert der CDU-Politiker. Und ebenso geht deutlicher Unmut beim Thema Impfungen in Pflegeheimen und betreuten Wohneinrichtungen hervor. Unterschiede dürfe es bei diesen Einrichtungen nicht geben.

Auch was die Vergabe von Impfterminen angeht ist einmal mehr der Gemeinsinn gefragt, sind sich die Experten sicher. „Gier ist in dieser Situation völlig unangebracht, eher braucht es solidarische Unterstützung all derer die nicht in der Lage sind einen Impftermine auszumachen“, so Hauk.

Einen dringenden Appell aus fachlicher Sicht richtete Dr. Harald Genzwürker zum Schluss an die zugeschalteten Politiker aber auch an die Bevölkerung: „Die dezentrale Krankenhausstruktur im Neckar-Odenwald-Kreis hat sich auch in Pandemiezeiten als ein Garant für eine wohnortnahe Behandlung erwiesen. Die im Landkreis vorhandenen Krankenhäuser haben klar dazu beigetragen,Infektionsgeschehen zu kontrollieren und Infizierte schnell zu behandeln. Dies muss auch in Zukunft so bleiben, dazu braucht es die Mithilfe und den Respekt jedes einzelnen“, so Genzwürker abschließend.